Keilförmige Defekte
Von Dr. Oliver Klenk, MSc, MSc
Sind keilförmige Zahnhalsdefekte behandlungsbedürftig?
Häufig kommen Patienten zur Sprechstunde, weil sie an einem oder mehreren Zähnen nahe zum Zahnfleisch eine Rille entdeckt haben, die sie auch spüren, wenn sie mit dem Fingernagel darüberstreichen. Die naheliegenden Fragen sind dann, woher das kommt und ob das behandlungsbedürftig ist.
Die keilförmigen Defekte beginnen als kleine Rillen am Übergang vom Zahnschmelz zum darunter liegenden Dentin und werden dann im Lauf der Zeit größer. Da im Dentin feine Kanäle sind, gelangen physikalische und chemische Reize in das Zahninnere, was dann zu den oft beklagten Empfindlichkeiten auf Kälte und säurehaltige Speisen und Getränke führt. Zudem lagern sich auch Farbstoffe aus Essen und Getränke ein, wodurch die Defekte dann hässlich dunkel verfärbt werden.
Die Hauptursache für diese Defekte, die nicht kariös sind, sind Spannungseffekte, die dadurch entstehen, dass beim Kauen und mehr noch beim Knirschen in diesem Bereich Spannungsspitzen entstehen. Liegt dann erst einmal das im Vergleich zum Schmelz viel weichere Dentin frei, kann falsche Putztechnik das Krankheitsgeschehen noch beschleunigen.
Was soll man tun, wenn keilförmige Defekte vorhanden sind? Bei bereits fortgeschrittenen Defekten, die sehr empfindlich sind, hat man die Möglichkeit, diese mit hochwertigem Kunststoff zu füllen. Allerdings besteht bei diesen Füllungen durch die Spannungen in diesen Bereichen ein erhöhtes Risiko, dass sie sich wieder lösen. Andererseits kann man diese Behandlung ohne Risiko durchführen, da nicht gebohrt werden muss und bei Bedarf die Füllung ohne zusätzlichen Substanzverlust wieder gelegt werden kann. Der in Aufnahme 1 gezeigte Patient verzichtet auf das Füllen seiner keilförmigen Defekte, da bei ihm nur geringe Empfindlichkeiten vorhanden sind und die starken Verfärbungen von außen kaum sichtbar sind.
Eine sehr sinnvolle Therapie ist die Fertigung einer Schiene, die nachts getragen wird und beim Knirschen die Kräfte auf alle Zähne verteilt, so dass die einzelnen Zähne weniger belastet werden. Dadurch wird verhindert, dass die Defekte größer werden bzw. der Prozess wird deutlich verlangsamt. Auch der gezeigte Patient trägt regelmäßig eine Schiene bei Nacht.
Wichtig ist bei vorhandenen Defekten eine geeignete Putztechnik. So sollte auf exzessives Schrubben verzichtet werden und es sollte eine geeignete Zahnpasta verwendet werden. So sind Zahnpasten, die eine gründliche Entfernung von hartnäckigen Belägen versprechen, eher ungeeignet, da sie in der Regel Putzkörper enthalten, die das weiche Dentin weiter abtragen. Besser sind Zahnpasten für empfindliche Zähne, da sie wesentlich schonender sind. Wenn auf diesem Wege nicht alle Beläge bei der häuslichen Pflege entfernbar sind, ist es besser eine professionelle Zahnreinigung machen zu lassen, da Reinigungstechniken wie Ultraschall und Airflow zur Verfügung stehen, die viel schonender sind.
Literatur:
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